Die gebürtige Schrambergerin Ursula Maier ist im Januar 2009 als Ärztin bei den Missionsärztlichen Schwestern nach Ghana gesendet worden. Dort hat sie die Kinderstation im »Holy Family Hospital« in Techiman übernommen. In ihrem Einsatz als Ärztin kämpft sie jeden Tag gegen die hohe Kindersterblichkeit.
Da viele Kinder vor allem aufgrund von Unterernährung sterben, bereitet sie seit einigen Wochen in ihrer Mittagspause eine Spezialnahrung für die unterernährten Kinder zu.
Ordensschwester Maier studierte nach ihrem Abitur Medizin. 1999 trat sie in den Orden der Missionsärztlichen Schwestern ein, 2007 hatte sie ihre Ewige Profess. Um auch noch in der Frauenheilkunde ausgebildet zu sein, flog sie im Oktober 2007 für ein halbes Jahr nach Äthiopien zu einer Mitschwester, die dort als Frauenärztin arbeitet. Nach ihrer Rückkehr und einem dreimonatigen tropenmedizinischen Kurs ist sie nun seit Januar 2009 in Techiman in Ghana tätig.
Techiman ist die Hauptstadt des Techiman Municipal Distrikts, einem von 138 Distrikten Ghanas, im Zentrum Ghanas in der Brong-Ahafo Region gelegen. Die Bevölkerung setzt sich aus 40 verschiedenen Volksgruppen zusammen. Mit 68 Prozent ist das Christentum die stärkste Religion im Distrikt.

Das »Holy Family Hospital« in Techiman hat 160 Betten und jeden Tag 200 bis 300 Patienten in der Ambulanz. Nach ihrer Ankunft in Ghana vor einem Jahr absolvierte Schwester Ursula Maier als erstes ein Praktikum in der Uniklinik in Kumasi. Außerdem lernte sie in einem Intensivsprachkurs die afrikanische Landessprache, um sich besser mit den Einheimischen verständigen zu können. In ihren Berichten schreibt Maier, dass es für sie als deutsche Ärztin eine enorme Umstellung bedeutet, in einem Entwicklungsland zu praktizieren. Es sei schwer zu verstehen und zu akzeptieren, dass Kinder in großer Zahl aufgrund von Tatsachen sterben, die vermeidbar gewesen wären. So schreibt sie: »Ich kann einfach nicht zuschauen, wenn täglich Kinder sterben wie die Fliegen, nur weil das Absauggerät nicht funktioniert, kein Ambobeutel da ist oder andere Kleinigkeiten fehlen, die in Deutschland ganz normal sind. Im Durchschnitt stirbt ein Kind alle zwei Tage, auf der Neugeborenenstation haben wir 21 Prozent Sterberate, meist aufgrund von Sauerstoffmangel während der Geburt.«
Außerdem kämpft sie als Ärztin auch gegen die kulturellen Gegebenheiten und die teilweise religiösen Eigenheiten des Landes an: »Der Glaube an Hexerei ist ein ganz großes Problem in Ghana. Ein behindertes Kind wird von den Einheimischen nicht als Mensch betrachtet, sondern als Schlange. Ein Kind hatte an einem Fuß einen muskulären Klumpfuß, was eigentlich kein Problem ist. Aber die Mutter nahm das Kind mit zu einem Wunderheiler, der ihm wahrscheinlich giftige Kräuter verabreichte, und kam abends mit einem fast toten Kind wieder. Die Mutter war sehr glücklich, als das Kind starb – das ist dann wohl ein Zeichen, dass das Kind vom Teufel stammt.«
Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit, ausgelöst durch Unterernährung, bereitet sie seit einigen Wochen während ihrer Mittagspause eine Spezialnahrung für unterernährte Kinder zu. Maier: »Ich stehe jeden Tag in der Küche und koche für sie einen flüssigen Brei aus Milchpulver, Zucker, Mehl und Öl. Das ist echt klasse und die Kinder nehmen zu. Früher starben an einem Tag drei Kinder an Unterernährung, als wir noch keine Kochgelegenheit hatten.«